Seven zeigt sich im KKL ungewohnt ruhig

Konzertkritik: Seven im KKL
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Bäckstage / © Sandra Rohrer

Die «Soulmate»-Tour führte den Schweizer Soul-Sänger Seven ins KKL und quasi zu einem Heimspiel in die Stadt, in der er lebt. Der Luzernersaal war gestuhlt, eher ungewöhnlich für ein Seven-Konzert, aber vielleicht Teil des Konzeptes. Immerhin spielt er Ende Monat noch im Theater 11, das auch nur Sitzplätze bietet. Aber die Stühle sollten sich im Laufe des Abends in Luzern als gute Wahl erweisen, zeigte sich die Setlist im ersten Teil entspannt, eher ruhig und gemütlich, so richtig zum Geniessen. 

 

Support hatte Seven keinen, jedenfalls nicht im Vorprogramm. Allerdings auf der Bühne umso mehr. Einerseits hatte er eine bestens eingespielte Band im Rücken, die schon lange mit ihm Musik macht und andererseits mit Henrik Belden einen guten Freund als Duett-Partner eingeladen, quasi der «Soulmate» an diesem Abend. 

 

Gestohlenes Fahrrad und die Keyboarderin von Prince 

 

Seven ist auf der Bühne nicht nur Sänger, sondern füllt seine Gigs jeweils mit Geschichten rund um seine Musik. So erzählte er im KKL, wie er Rose Ann kennengelernt hat. Die frühere Keyboarderin von Prince ist längst eine gute Freundin von Seven. Wenige Tage vor dem ersten gemeinsamen Konzert wurde das Fahrrad von Seven geklaut und beim Konzert hatte er aus irgendeinem Grund den Schadensbericht dabei und hat sich mit Rose Ann darüber unterhalten. Das zeigt schon, wie oft vermeintlich kleine Dinge verbinden. Seven zählt sie zu seinen «Soulmates». Auf ihrem Debüt war der Schweizer bei «When You Really Love Someone» beteiligt und sie ist heute festes Mitglied seiner Band. 

 

Eine kleine Überraschung, jedenfalls für manche Besucher, zeigte Seven mit dem Song «Ich tue es aus Liebe», den er im Original mit Xavier Naidoo singt. Im KKL war Sevens Bruder mit auf der Bühne. Trotzdem ist die deutsche Sprache bei Seven noch immer ungewohnt.  «Vor dem nächsten Song habe ich jeden Abend Angst», sagte Seven vor «Informed» und fügte an: «Solange es keine Herausforderung ist, wird es langweilig.» Die Anleihen zu Sting waren dem Song von 2012 deutlich anzuhören. Das Publikum stand hier erstmals, auch weil Seven dazu aufforderte. In der Pause meinten einige Besucher, die erste Hälfte sei etwas ruhig gewesen und hofften auf mehr Tempo für die zweite Hälfte. 

 

Fotos: Bäckstage / © Sandra Rohrer (sandrarohrerphotography.com

 

Nach der Pause lobte Seven das Publikum: «Am 7. Juli 2017 hab ich mein letztes Album veröffentlicht und bin seither auf der Suche. Ich habe viel ausprobiert und dachte so: Woooow, das ist nix. Ich finde, ihr seit das beste Publikum, das ich haben kann. Weil ihr hierher kommt und gar nicht wisst, was euch erwartet. Und dabei müsst ihr noch sitzen, weiss auch keiner wieso. Und dann denkt ihr einfach: Gehen wir mal. Dankeschön!» Darf man schon mal sagen, spricht ja für die Authentizität und äBodenständigkeit des Künstlers. 

 

Seven erzählte weiter, dass er schon an Songs arbeite und spielte als kleines Muster einen neuen Song. «Seele» heisst er. Man darf also spekulieren, ob das neue Album deutschsprachig wird. Immerhin ist Seven inzwischen auf dem Markt in Deutschland kein unbekannter Name mehr. Das Feature mit den Fanta 4 oder die Teilnahme bei «Sing meinen Song» haben sich als gelungene Coups gezeigt. 

 

Dann wurde es Zeit für den «Soulmate» des Abends. In Luzern war das Singer/Songwriter Henrik Belden, mit dem Seven schon lange befreundet ist. Henrik hat selbst so tolle Songs wie «Father» geschrieben. Er zeigte sich in Luzern genauso gesprächig wie Seven und plauderte aus dem Nähkästchen der gemeinsamen Ausgänge: «Es ist ziemlich schwierig mit Seven etwas trinken zu gehen, weil er meistens keine Zeit hat. Oder er muss früh wieder zu Hause sein, weil er am nächsten Tag früh raus muss. Aber es hat dann doch geklappt. Wir dachten gegen 1 Uhr morgens: Komm, es ist noch früh, wir gehen noch weiter. Um halb 4 Uhr morgens sind wir dann zusammen in ein Taxi gestiegen und Seven ist vor seinem Haus ausgestiegen.» Um 7 Uhr rief Sevens Frau bei Henrik an und fragte nach ihrem Mann. Schlussendlich stellte sich heraus, dass Sevens Sohn bei seiner Frau schlief und da er so ein Lieber sei, schlief er im Hochbett seines Sohnes und dort habe ihn seine Frau nicht gefunden. Der ganze Saal lachte, auch Seven lachte sich kaputt und hielt die Hände vor das Gesicht. Er meinte dann: «Lass uns singen.»

 

Der verschwundene Seven 

 

Neben Henrik war in Luzern Sevens Frau Zahra im Publikum. Für sie hat er den Song «Immernoch» geschrieben und ihn speziell für sie gespielt. Zuvor meinte er ironisch: «Zu Beginn der Beziehung ist die Frau heiss. Dann seit ihr beste Freunde und jetzt ist sein bester Freund heiss.» Der Song groovt ziemlich, wirkt aber lyrisch etwas übertrieben, weil die Zeile «Ich liebe dich» etwas gar oft vorkommt. Geschenkt, der Song richtet sich ja gezielt an eine bestimmte Person. 

 

Zu Schluss des Konzertes folgten «Into the Light» und ein bisschen Refrain von «Higher». Nach 90 Minuten war dann Schluss. Das Publikum applaudierte stehend und noch nachdem Seven die Bühne verlassen hat, gab die Band so richtig Gas.

 

Leider trügt das nicht darüber hinweg, dass ein wenig die Energy gefehlt hat. Irgendwie war dieses Konzert eher einschläfernd. Das Funkige, Groovige und Soulige von Seven, das man sonst kennt, kam nur langsam zum Vorschein und zwar erst nach der Pause. Danach zeigte sich Seven aber in Höchstform. 

 

Seven war schon funkiger als im KKL, aber die ruhigen Klänge gehören offenbar zum Konzept der «Soulmate»-Tour.

 

Seven spielt am 26. Juni im Theater 11. Es gibt noch wenige Tickets

 

Sandra Rohrer / Di, 11. Jun 2019