Aus dem Leben eines Teenagers

Movie-Kritik: Broken
Bildquelle: 
Frenetic Films

Emily lebt in einem Vorort von London. Die Elfjährige spürt langsam die ersten Ansätze der Pubertät und wird von allen Skunk genannt. Die Mutter hat die Familie verlassen, also lebt Skunk mit dem Au-Pair, Bruder und Vater unter einem Dach. Skunk hat Diabetes Typ 1, fühlt sich aber trotzdem pudelwohl in ihrer Haut. Sie mag den Nachbarjungen Rick heimlich, streunt mit ihrem Bruder über den nahen Schrottplatz und hat sogar bald schon einen ersten Freund. Kurz gesagt: Skunk gefällt ihr unbeschwertes Leben. Dann passiert durch ein dummes Versehen ein Vorfall, der das Leben in der Vorstadt für immer verändert und über kurz oder lang alle Bewohner betrifft.

 

Bild 1: Emily ist am liebsten in ihrem Geheimversteck. / Bild 2: Vater und Tochter in vertrauter Pose, während die Welt um sie herum bröckelt. (Mit Maus über Bild fahren)


«Was für ein Debüt!» Zumindest denkt man sich das beim Gang aus dem Kino und der Applaus, den der Film bei der Vorführung bekommen hat, unterstützt dies. In realistischen, kühlen Bildern zeigt der Film das Leben von Skunk, nimmt sich Zeit, um das fröhliche Mädchen dem Zuschauer vorzustellen. Der Wendepunkt passiert zwar schon früh in der Geschichte, offenbart aber erst nach und nach seine volle Wucht. Hier gehört dem starken Drehbuch ein grosses Lob. Keine Storywendung wirkt an den Haaren herbeigezogen, kein Thema übertrieben. Vom Ärger in der Schule über den Stress mit dem Vater bis zur ersten jungen Liebe und einem gebrochenen Herz. Sogar etwas Sozialkritik schwingt mit.

 

Spiel mit der Chronologie


Regisseur Rufus Norris legt mit seinem Debüt einen bemerkenswerten Film vor. Besonders auffällig ist dabei ein kleiner Kniff. Einige Storywendungen werden mittels zeitlich versetzter Montage erklärt. Sprich, man bekommt das Resultat beziehungsweise die Auswirkung vorgesetzt, bevor der Weg gezeigt wird. Diese kleinen Abweichungen von der Chronologie tun dem Film richtig gut.

 

Bild 1: Die Kommunikation via Banane als kindlicher Protest gegen den Vater. / Bild 2: Ein Autofriedhof ist Emilys Abenteuerspielplatz. 


Getragen wird der Film zudem von den Schauspielern. Besonders Eloise Laurence, für die die Rolle der Skunk ihre erste Filmrolle ist, überzeugt nicht nur auf der ganzen Linie sondern spielt Leute wie Tim Roth (Skunks Vater) oder Cillian Murphy (Freund des Au-Pairs) förmlich an die Wand. Der Film ist aber bis in die Nebenrollen mit glaubwürdigen Schauspielern besetzt. «Broken» ist Kino, wie es sein sollte. Knackig inszeniert, von einer guten Geschichte getragen und vor allem glaubwürdig.

 

  • Broken (UK, 2012)
  • Regie: Rufus Norris
  • Drehbuch: Mark O’Rowe, Daniel Clay
  • Darsteller: Tim Roth, Eloise Laurence, Cillian Murphy
  • Laufzeit: 90 Minuten
  • Kinostart: 17. Januar 2013

 

Patrick Holenstein / Mi, 16. Jan 2013